Abbiegeassistenten entwickelt – ehemaliger Feuerwehrmann aus Pinneberg erhält Innovationspreis
Pinneberger Tüftler bekommt Innovationspreis
„Ich habe in meinem Beruf so viel Elend gesehen“, sagt Michael Holleck über seine Zeit als Feuerwehrmann. 38 Jahre lang hat er Brände gelöscht und ist Einsätze gefahren. „Die ganzen Unfälle, die allein beim Abbiegen mit so großen Wagen passieren, das hat mich immer beschäftigt.“ Der tote Winkel, der nicht einsehbare Bereich im Seitenspiegel, sei eine große Gefahr für Menschen im Verkehr, sagt er.
Ein Assistent, den keiner wollte
Die Schwierigkeit beim Abbiegen kennt Michael Holleck nicht nur von den Einsatzwagen bei der Feuerwehr, sondern auch von den Reisen mit seinem Wohnmobil durch Europa. „Da dachte ich, man muss was machen“, sagt der 70-Jährige. Er tut sich mit dem Unternehmer Andreas Matthes zusammen und tüftelt an Sensoren, die Fahrerinnen und Fahrer unterstützen sollen, indem sie Tonsignale ins Cockpit liefern. Der erste Tester ist dabei stets Michael Holleck mit seinem eigenen Wohnmobil. Der ist zufrieden, merkt aber: „Wir haben die zwar gebaut, aber zuerst hat sich dafür sonst keiner interessiert. Das war noch kein Thema.“
Viele verschiedene Kunden
Das hat sich mittlerweile geändert. Es gibt ein Förderprogramm vom Bund für Abbiegeassistenten und Michael Hollecks Geräte haben Kameras und Bildschirme. Sie werden zum Beispiel an Wagen von Abfallunternehmen in ganz Deutschland verbaut und auch große Wohnmobilhersteller nutzen sein System. Zudem hätten aktuell etwa 50 Feuerwehren in Schleswig-Holstein die Abbiegehilfe nachgerüstet, sagt Michael Holleck. Nils Birke von der Freiwilligen Feuerwehr Bönningstedt erzählt: „Gerade wenn wir im Einsatz sind und der Kollege auf dem Beifahrersitz sich ausrüstet, ist der Spiegel häufig verdeckt. Mit den Kameras und Tonsignalen können wir Menschen im schnellen Verkehr besser erkennen.“
Alarm vor dem Einbruch
Auf seinen Reisen im Wohnmobil beschäftigt Michael Holleck allerdings noch ein anderes Problem: die Sicherheit in der Nacht. Öfter parkt er an abgelegenen Orten, er hört von Überfällen, ihm wird nachts unwohl. Er will sich eine Alarmanlage besorgen, ist aber unzufrieden mit dem Angebot. „Die melden sich erst, wenn die Tür schon auf ist“, sagt Michael Holleck. „Darum habe ich ein System erfunden, dass den Einbrecher schon vorher vertreiben soll.“ Eine Alarmlampe blinkt den vermeintlichen Einbrecher an, wenn dieser zu lange in einer Lichtschranke vor der Tür steht. Gleichzeitig bekommt die Person im Innenraum einen Piepton zu hören. Auf einer Messe stellt er diese Idee dem Wohnmobilhersteller Hymer vor, der ist begeistert und will mit ihm zusammenarbeiten.
Preis für Innovation
„Weil aber Lkw-Fahrer auch in ihren Fahrzeugen schlafen und Wohnmobil-Fahrer auch eine Abbiegehilfe gebrauchen können, hab ich beide Systeme kombiniert“, sagt Michael Holleck. Beim Fahren ist das System so eine Abbiege- und Rangierhilfe, beim Parken eine Alarmanlage. Dafür hat er nun den europäischen Innovationspreis der Caravan-Industrie bekommen. „Das macht einen gewissermaßen stolz, als Mensch, der Berufsfeuerwehrmann war und eigentlich auf diesem Gebiet sonst nie was gemacht hat. Das ist schon toll“, freut sich Holleck. Die nächste Vision hat er auch schon: künstliche Intelligenz an Stadtbussen.