Europäischer Innovationspreis für Abbiegeassistenten von Firma aus der Nähe Kellinghusens
Europäischer Innovationspreis für Abbiegeassistenten
Breitenberg (tc) – Eigentlich wollte Michael Holleck nur eine Alarmanlage für sein Wohnmobil haben, die anschlägt, bevor die Tür aufgebrochen wird und der Täter ihn im Schlaf überrascht. Die gab‘s aber nicht. Also erfand der Pinneberger sie selbst. Etwa sechs Jahre ist das jetzt her. An diesem Freitag hat der 70-Jährige zusammen mit seinem Geschäftspartner Andreas Matthes aus Bad Bramstedt den Europäischen Innovationspreis in der Kategorie Sicherheit für die weiterentwickelte Idee eines Abbiegeassistenten mit integrierter Alarmanlage erhalten.
Ab Juli 2022 werden für Lkw und Busse EU-weit Abbiegeassistenten in neuen Fahrzeugtypen verpflichtend, für Neufahrzeuge ab Juli 2024. Nicht ohne Grund: Immer wieder passieren tödliche Unfälle beim Rechtsabbiegen, weil Fahrer, Radfahrer oder Fußgänger nicht aufgepasst haben oder im toten Winkel übersehen wurden. Bei diesem Thema mischt die Breitenberger Firma „H3M Zukunft mit Sicherheit“ von Andreas Matthes, Michael Holleck und seiner Frau Maren schon jetzt mit. „Der Entsorger Veolia will flächendeckend seine Fahrzeuge mit unserem Abbiegeassistenten nachrüsten, wir haben die Berliner Stadtreinigung für die Flotte mit über 800 Fahrzeugen ausgerüstet und in Kooperation mit dem Landesfeuerwehrverband auch schon Einsatzfahrzeuge in Schleswig-Holstein“, erzählt Matthes. Der 48-Jährige hatte bereits einen Versandhandel für Caravan- und Outdoorbedarf, als er vor einigen Jahren die von Holleck konzipierte Alarmanlage in seinem eigenen Wohnmobil ausprobierte und begeistert war. Er nahm Kontakt zum Pinneberger auf, schnell merkten die beiden, dass sie auf einer Wellenlänge waren und gemeinsam Großes bewegen könnten.
Die Alarmanlagen wurden in Asien produziert, „zum Thema Abbiegeassistent hatten wir schon was in der Schublade“, sagt Holleck. Das holte er heraus, als er mit Andreas Matthes die gemeinsame Firma gründete. „Dann ging es an die Kaltakquise“, sagt Matthes. Sie haben den Firmen ihr Produkt vorgestellt und testweise für die Fahrer auch gleich dagelassen. „Dort, wo die Fahrer es getestet hatten, waren sie begeistert. Kein nerviges Dauerpiepen, sondern nur dann, wenn wirklich Gefahr droht“, sei das häufigste Lob gewesen. Die Basisvariante des Abbiegeassistenten funktioniert über Sensoren, die optisch auf einem Display vor Gefahren warnt. Das Premiummodell verfügt zudem über eine nachtsichttaugliche 170-Grad-Kamera, die Bilder auf einen Monitor in der Fahrerkabine überträgt.
„Unser Vorteil ist, dass wir kein starres, sondern ein modulares System haben, das flexibel an alle Fahrzeugtypen angepasst werden kann“, erklärt Matthes. Sein Geschäftspartner Michael Holleck war 38 Jahre bei der Berufsfeuerwehr, vorher ist er Lkw gefahren. Da weiß er selbst, wie es sich anfühlt, auf dem Bock zu sitzen und nicht so genau zu wissen, was ums Fahrzeug rum passiert. „Wir können uns in die Fahrer hineinversetzen und denken unser System zu Ende.“
Abbiegeassistenten können helfen, tödliche Unfälle zu vermeiden
Nicht nur für die Fahrer bringt der Abbiegeassistent Vorteile, sondern auch mehr Sicherheit für die Passanten. Denn der Abbiegeassistent kann mit den Seitenmarkierungsleuchten kombiniert werden, so dass auch diese anfangen zu blinken, wenn der Lkw oder Bus abbiegen möchte.
Ähnlich funktioniert übrigens auch die Alarmanlage für Wohnmobile: Nähert sich jemand der Haupttür für einen längeren Zeitraum, sollen zunächst Lichtblitze den Eindringling abschrecken. Gibt er dann nicht auf, wird im Fahrzeuginnern ein Alarm ausgelöst. „Bei der Entwicklung stand für mich mein eigener Schutz im Vordergrund, wenn ich im Fahrzeug schlafe“, erklärt Holleck, warum er seine Erfindung auch Überfallschutz nennt. Das Premiumprodukt mit sechs Sensoren ist bei Stillstand Alarmanlage, bei geringem Tempo Abbiegeassistent und Rangierhilfe und bei höheren Geschwindigkeit Spurwechselassistent. Dafür gab es den „European Innovation Award“. Und darauf ist besonders Michael Holleck besonders stolz. „Ich habe immer gehofft, dass aus meiner kleinen Idee was Großes wird.“
Zusammen mit Andreas Matthes arbeitet er aber schon an der Weiterentwicklung und neuen Produkten. „Wir arbeiten zurzeit an Rückfahrassistenzsystemen und Alkoholwegfahrsperren“, verrät Matthes. Letztere seien insbesondere in skandinavischen Ländern schon jetzt ein Thema, zum Beispiel bei Lkw-Fahrern und in der Personenbeförderung.
Quelle: https://www.ihranzeiger.de/detailansicht-news-itzehoe/dieser-mann-macht-das-abbiegen-sicherer.html